Die globale Mindeststeuer – Irland stellt sich quer

Wird eine Mindeststeuer für multinationale Unternehmen eingeführt, könnte es sich negativ auf die Attraktivität von Irland auswirken. Mit der Steuer von mindestens 15 % sollen Großkonzerne wie Apple, Facebook, Google und Co. höher besteuert werden. Diese und andere große Unternehmen haben ihren Sitz in Irland, ein Land, das durch seine vergleichsweise niedriger Körperschaftsteuer von multinationalen Firmen gerne gewählt wird.

Im Folgenden schildern wir, was die globale Mindeststeuer ist und wie sie sich auf Ihr Unternehmen auswirken könnte. Wir zeigen am Beispiel von Irland, welche Auswirkungen die Einführung der Mindeststeuer auf die Standorte der Großkonzerne haben kann und schildern, warum Irland von der neuen Steuerreform noch nicht überzeugt ist.

Was ist die globale Mindeststeuer für Großkonzerne

Die globale Mindeststeuer für Unternehmen ist eine Gewinnsteuer, die von der OECD gefordert wird. Über 130 Länder haben dazu ein Abkommen unterzeichnet, das den Gewinn von großen, international tätigen Unternehmen effektiv mit mindestens 15 % versteuern soll. Dadurch soll verhindert werden, dass sich große internationale Unternehmen, der Steuerlast in ihrem Sitzstaat komplett entziehen. 

Die Mindeststeuer richtet sich an große Konzerne, die mindestens 750 Mio. Euro Umsatz haben und Ihre Gewinne gerne durch Auslandsunternehmen schleusen. Insbesondere Pharmaunternehmen und Tech-Riesen wie Apple und Facebook sind im Fokus der Finanzminister.

Angetrieben von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) soll die globale Steuer dazu beitragen, Unternehmen davon abzuhalten, in andere Länder zu fliehen. Irland ist mit seiner geringen Körperschaftsteuer von nur 12,5 % ein eben solches Land, in dem sich große Unternehmen gerne niederlassen.

Wie wird globale Mindeststeuer für Unternehmen umgesetzt?

Im Julie dieses Jahres haben die Finanzminister der wichtigsten Industrie- und Schwellenländern eine Steuerreform beschlossen – die Mindeststeuer für international tätige Großunternehmen. Damit wollen die Länder eine gerechtere Verteilung der Steuerlast erzielen. Bisher können Großkonzerne Ihre Gewinne durch Niedrigsteuerländer schleusen und den dort geltenden, günstigen Steuersatz anwenden. Das System der neuen Steuerreform besteht aus 2 Säulen, die wir Ihnen im Folgenden erklären.

2 Säulen der internationalen Unternehmensbesteuerung

Säule 1: Digitalsteuer für umsatzstarke Großkonzerne

Erfolgreiche digitale Unternehmen sollen in Zukunft auch am Ort Ihrer Kunden steuerpflichtig sein. Dies betrifft digitale Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 20 Milliarden Euro und über 10 % Gewinnmarge.

Säule 2: Globale Mindeststeuer für große Unternehmen

Die globale Besteuerung von mindestens 15 % auf die Gewinne von international tätigen Großkonzernen, die jährlich einen Umsatz von mehr als 750 Millionen Euro haben. Wo der Gewinn entsteht, ist dabei irrelevant.



Beispiel zur Mindeststeuer:
Ihr deutsches Unternehmen hat eine Tochtergesellschaft in Irland. Die Gewinne ihres Unternehmens schleusen Sie über die Tochtergesellschaft in Irland und zahlen dort die Steuer von 12,5 %. Durch die globale Mindeststeuer kann Deutschland nun die Differenz der Gewinnsteuer, in diesem Falle 2,5 % verlangen. So zahlt Ihr Unternehmen effektiv 15 % Steuern auf seinen Gewinn.

Gegenargumente zu der Mindeststeuer gibt es zum einen von Ländern wie Irland, das bei Großkonzernen als Standort beliebt ist, aber auch von eigentlichen Befürwortern einer Mindeststeuer, da die 15 % zu niedrig angesetzt seien.

Auch zur Digitalsteuer gibt es Gegenstimmen, die eine reziproke Handlung der USA erwarten würden und europäische Unternehmen stärker besteuern. Das folgende Lesebeispiel der IWD zeigt auf, dass diese Steuer sogar existenzgefährdend werden kann. 

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Die Steuerreform umfasst auch Lizenzgebühren. Bisher können Sie Ihre Patente und Markennamen an ihre Tochtergesellschaft im  Steuerparadies übertragen. Das heißt, die Tochtergesellschaft in Irland bekommt die ganzen Einnahmen von den Lizenzen, während die Hauptgesellschaft in den USA durch die Zahlung dieser Gebühren ihre Gewinne schmälert. In Zukunft sollen diese Lizenzgebühren nicht mehr vollständig als Betriebsausgaben geltend gemacht werden, wenn die Ausgaben an eine Gesellschaft in einem Niedrigsteuerland geht.

Warum sträubt sich Irland gegen die Mindeststeuer?

Irland hat eine vergleichsweise geringe Körperschaftsteuer von 12,5 %, was insbesondere Unternehmen in den Bereichen Pharmaindustrie, Softwareentwicklung und Finanzen dazu bewegt, eine Tochtergesellschaft in Irland zu gründen. Die von der OECD vorgeschlagene Mindeststeuer steht dem Konzept von Irland entgegen.

Der Steuersatz in Irland ist seit 20 Jahren beständig und mit ein Grund, warum Irland für große Konzerne attraktiv ist. Im Folgenden ist eine Auflistung der Gründe, warum sich Unternehmen wie Facebook, Apple und Pfizer in Irland angesiedelt haben:

  • Steuerabkommen mit vielen Ländern

  • Geringe Körperschaftsteuer von 12,5 %

  • Steuervergünstigung im Bereich der Forschung und Entwicklung

  • Globales Steuernetzwerk mit Steuergutschrift für ausländische Steuern

  • Anwendung der OECD BEPS Compliant knowledge development box (KDB)

Hinzukommen die Infrastruktur des Landes, englischsprachiges Personal und der Zugang zum europäischen Markt. Trotz all dieser Faktoren ist der Hauptbeweggrund für ausländische Unternehmen dennoch der geringe Steuersatz.

Was wären die Auswirkungen einer globalen Steuer in Irland?

Durch die Einführung eines globalen Steuersatzes von 15 % würde Irland weniger attraktiv für ausländische Unternehmen sein und möglicherweise weniger Investoren anziehen. 

Irland möchte den Grundstein der irischen Industriepolitik beibehalten. Der Steuersatz in Irland ist seit mehr als 20 Jahren beständig und dient als Alleinstellungsmerkmal in Bezug auf Investoren. Unternehmen möchten Sicherheit und Irland möchte nicht wie England leere Versprechen machen. So hieß es dort, dass mit Brexit die Steuer geringer sein würde und nun will die Regierung die Steuer bis 2023 von 19 % auf 25 % anheben. So die Aussage des Steuerexperten Aidan Byrne.

Wirtschaftlich gesehen, ist das Geschäft der ausländischen Unternehmen, insbesondere aus den USA, in Irland eine große Einnahmequelle. So wurden 2020 11,8 Milliarden Euro aus Steuern verbucht. Ein Großteil davon kam aus dem Technologiesektor, aber auch die Finanz- und Pharmaindustrie sind unter den Top-10 Unternehmen, die die Hälfte der gesamten Steuererträge aus dem Jahr 2020 ausmachen. Eine Anhebung der Steuern würde also auch diese Bilanz beeinflussen.

Irland beheimatet die Top-5 der globalen Software-Unternehmen, die Top-10 der Pharmaindustrie und 20 der Top-25 Finanzunternehmen. So beschäftigen 700 amerikanische Unternehmen rund 155.000 Menschen in Irland und unterstützen weitere 10.000 Arbeitsmöglichkeiten. Die USA schaffen rund 20 % der Arbeitsplätze in Irland.

Multinationale Unternehmen investieren ca. 19,2 Milliarden direkt in die irische Wirtschaft. Dies sind unter anderem Ausgaben für Material und Dienstleistungen (7,5 Mrd. EUR) und jährliche Gehaltsausgaben von 11,7 Mrd. EUR. Außerdem werden in neue Gebäude, Maschinen und Ausrüstungen investiert, was wiederum das Beschäftigungsniveau im Bausektor anhebt.

Fazit für Irland und den globalen Mindeststeuersatz

Irland schwimmt gegen den Strom, wenn es um die globale Steuer geht. Die Mindeststeuer würde sich gegen den irischen Grundsatz der Beständigkeit richten, ein Kriterium, das ausländische Investoren an Irland schätzen.  

Verlegen die multinationalen Unternehmen ihren Sitz, verliert Irland nicht nur einen Großteil seiner Steuereinnahmen, sondern auch viele Arbeitsplätze. Die Festsetzung der globalen Mindeststeuer wird auf dem G20-Treffen im Oktober verhandelt.

Die neue Steuerregelung soll auch dazu beitragen, dass Sie Ihre Steuern dort zahlen werden, wo Ihr Unternehmen den operativen Sitz hat und die meisten Kunden ansässig sind.. Es ist ein Schritt, der mit dem digitalen Zeitalter geht und das Steuerdumping vermeiden soll.

Die globale Mindeststeuer ist vor allem auf digitale Unternehmen und große, hochprofitable Konzerne ausgelegt. Wir stellen sicher, dass Sie schon bei der Gründung Ihres Unternehmens im Ausland, alle steuerlichen Vorteile nutzen können. Neben Irland gibt es natürlich weitere interessante Länder, die sich als Wohnsitz im Ausland anbieten. Auf unserer Partnerseite finden Sie neben weiterführenden Informationen zu Auslandsunternehmen in Irland, Vorschläge für weitere Standorte. Erfahren Sie hier mehr zu Insolvenzverfahren in Irland.

Bei der Auswahl des Wohnsitzes gibt es viele Fragen, die es zu beantworten gibt. Finden Sie im neuen Land genügend Arbeitskräfte, wie sind die Gesetze und Kultur im Vergleich zum Heimatort? Sollte ich mein Bankkonto in Deutschland belassen, um mich vor kriminellen Organisationen zu schützen?

Wir nehmen uns Zeit für Ihre Fragen und stehen Ihnen bei jedem Schritt zur Seite.
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Unser deutsches Sekretariat erreichen Sie unter der Telefon-Nr. +44 20 3318 5946 oder per E-Mail an kontakt@stmatthew.uk. Sie können uns auch eine allgemeine Anfrage über das Kontaktformular senden.

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